Der Inselsegen im Land der Krise (Folge 1)


Mitilini als drittgrösstes griechisches Eiland mit ungefähr hunderttausend Einwohnern ist eine der unzähligen Inseln in der Ägäis und liegt weit näher an der Türkei, als an der Riesenmetropole Athens. Vor 100 Jahren war ihre Anbindung an Izmir, griechisch immer noch Smirna genannt, wesentlich grösser als jene an die Hauptstadt. Manch einer wusste nicht einmal, dass Athen überhaupt zu Griechenland gehört. 
Mit der Vertreibung der Griechen im Jahre 1922 aus der Türkei hat sich dies geändert. Kaum gab es eine Familie mehr, welche nicht für ein paar Jahre in die Hauptstadt gezogen ist, um ihren Lebensunterhalt, vorwiegend im Baugewerbe, zu verdienen. Beinahe alle sind irgendwann jedoch in ihr Heimatdorf zurückgekehrt, oder tun es jeden Sommer wieder, um erneut ihre Felder zu bestellen. Oft sind die Kinder zum Studium in Athen geblieben, denn ihre Wohnungen und Häuser haben sie dort behalten. Die Rückkehr in die Heimat hat zur Folge, dass die Agrarwirtschaft auf der Insel durch die Kultivierung reicher geworden ist und die Nahrung vielfältiger. Ausnahmslos alle Einheimischen bewirtschaften ein Stück Land mit Gemüse, die Meisten pflegen ihren Olivenhain und sind stolze Besitzer von Reben. Fast jeder noch so karge Hügel wird von Schafen und Ziegen bewohnt und selbstverständlich fehlen auch die Hühner und Hunde nicht.
In der heutigen Krise, die das Land durchschüttelt, stellt sich diese Tatsache als reicher Segen dar. Zwar werden immer noch laufend neue Steuern erhoben, die vielen Häuser sind zur finanziellen Last geworden, der einzelne hat weniger Geld im Sack, bezahlte Arbeit wird geringer, doch Essen und Trinken gibt es in Hülle und Fülle. Dies fördert einerseits den Tauschhandel, indem der Fischer seinen Fang gegen Kartoffeln und Gemüse wechselt, der Bauer seine Waren gegen Fleisch, andererseits aber auch die Grosszügigkeit im Verschenken wächst. Fische, Fleisch, Gemüse, Eier, Wein und Ouzo, alles wird mit den Nachbarn, Freunden und natürlich der Familie geteilt. Es werden unter den Frauen fleissig neue Kochrezepte ausgetauscht, Köstlichkeiten zum Versuchen dargeboten und dem einsamen Alten eine Portion des Gekochten vor die Haustüre gestellt. Die Männer unterhalten sich über den besten Weg zum reichsten Ernteertrag und geben sich gegenseitig viele Tipps. Die Fischköder werden gegenseitig verteilt, damit das Mittagsmahl gesichert ist.
Aber immer wieder stehen die Kinder im Vordergrund und ganz selbstverständlich an erster Stelle bei ihrer Familie. Egal ob sie im selben Haushalt wohnen oder in Athen, Thessaloniki oder sonstwo studieren, für ihr reichliches Taschengeld ist gesorgt. Die Kaffeehäuser und Bars in jedem Dorf und in der Hauptstadt Mitilini sind proppenvoll, auf das Frappé und den Whisky mit Freunden wird nicht verzichtet. Dieses Bild lässt einen immer wieder fragen, wo denn genau die Krise ist!

Fische putzen
Gigantes













Mit grosser Fantasie und reicher Lebenskunst versorgen sich die Familien über die Insel hinaus selber, indem die Mütter und Omas mit viel Liebe ganze Mahlzeiten, Gemüsepakete, Eingemachtes und Süssigkeiten zubereiten, den selbstgemachten Wein und Ouzo in Flaschen abfüllen und tiefgefrorenes Lamm und eigens gefangenen Fisch aufsparen, um all das Nahrhafte fein säuberlich verpackt, dem wöchentlich vorbeifahrenden Lastwagen mitzugeben, welcher die vollbeladenen Kisten nach Mitilini und Athen, zu den Kindern transferiert. 
Dank dieser hilfreichen Strategie, welche eine lange Tradition hat, überlebten bisher die Griechen viele Krisen und Nöte und werden sie auch diesesmal meisterrn, egal wie wenig Geld sie auf dem Bankkonto haben.
Zum Glück verfügt Griechenland über eine Vielzahl solcher Inselstaaten, die ihr eigenes, funktionierendes Überlebenskonzept betreiben, weit entfernt von Ausschreitungen und Krawallen zusammen halten und weder am Streiken interessiert sind, noch davon profitieren könnten. 
Sollte man da nicht die Inseln zu eigenen Staaten erküren?


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