Heilquellen in Griechenland

Wir verbringen einen Teil unseres Lebens in Griechenland und beschäftigen uns intensiv mit dem Thema Thermalkuren. Anhand verschiedener Beispiele zeigen wir Ihnen Heilquellen aus Griechenland und gehen auf deren Wirkung ein.

Heilquellen
Eine Heilquelle ist eine hydrothermale Quelle, bei der Wasser austritt, welches signifikant wärmer ist als das umgebende Grundwasser (Thermalwasser). Wenn das Wasser mindestens 8.3°C wärmer ist als die umgebende Lufttemperatur, spricht man von einer heißen Quelle. Das Wasser wird unterirdisch erhitzt, entweder durch vulkanische Aktivitäten oder indem das Wasser bis in tiefere Bereiche der Erde zirkuliert und sich dort am heißen Gestein erwärmt. Dabei erreichen die heißesten Quellen Mitteleuropas auf Lesvos in Griechenland rund 90 ° C. In vulkanogenen Gebieten ist die Wassertemperatur teilweise nahe dem Siedepunkt. Meist blubbert das Wasser an die Erdoberfläche. Dabei werden oft Schwefel-Gase freigesetzt.

Quelle von Polichnitos

Eine typische heiße Quelle ist unmittelbar bei der Quelle weiß durch die Ausfällung mineralischer Stoffe, die sich im Wasser befinden und sich teilweise als Sinter um die Quelle ablagern. Je weiter weg das Wasser von der Quelle fließt, desto kälter wird es. Je nach Temperatur siedeln sich Mikroorganismen wie Algen und Bakterien darin an. Die Farbe, die durch viele solcher Kleinstlebewesen hervorgerufen wird, ändert sich von hellgelb über orange zu dunkelgrün. Siedende Thermalquellen sind an der Erdoberfläche weitgehend frei von Organismen.
Heißes Wasser enthält außerdem wenig gelösten Sauerstoff. Viele Thermalquellen enthalten außerdem gelösten Schwefelwasserstoff, der mit gelöstem Sauerstoff reagiert und somit den Sauerstoffgehalt weiter hinabsetzt. Heiße und warme Quellen werden gerne für therapeutische Zwecke genutzt, da sie reicher an gelösten Mineralien sind als kalte Quellen. Zu den ergiebigsten Thermalquellen Griechenlands gehören u.a. die Thermalquellen von Lesvos, die wie auch andere Quellen zum Bau von Thermalbädern geführt haben.

Badehaus Polichnitos

Heilquellen und ihre Nutzung zur Linderung von Beschwerden aller Art gibt es ebenso lange wie den Kampf des Menschen gegen seine Schmerzen. Wenn man auf den ersten Blick meint, die Behandlung mit dem natürlichen Thermalwasser diene vor allem den äußeren Erkrankungen des muskulären Skelettsystems und der Haut, so übersieht man, dass das Spektrum der Heilwassertherapie sehr breit gefächert ist: Herzkrankheiten, Magen- und Darm-, Blasen- und Nierenleiden sind wahrscheinlich schon in alter Zeit durch die Heilbädertherapie schmerzfreier und besser geworden. Jahrhunderte lange Erfahrungen haben gezeigt, dass Thermalkuren auf natürlichem, kaum den Organismus schädigenden Wege die medikamentösen Verordnungen und chirurgischen Eingriffe zur Heilung von Schmerzen und Beschwerden hilfreich ergänzen, ja unter Umständen sogar ganz ersetzen können. Es hat sich auch immer wieder einmal gezeigt, wenn alle ärztliche Heilkunst nicht hilft, kann eine Heilbädertherapie die entscheidende Linderung bringen.

Allein schon die Entlastung des Körpers durch die Wärme und den physikalischen Auftrieb im Thermalbad fördern die Heilung der meist schmerzhaften Erkrankungen. Gerade diese beiden physiologischen Faktoren machen besonders die Gelenke leichter, schmerzfreier und beweglicher, so dass man Bewegungs- und Stärkungsübungen angenehmer und gezielter durchführen kann. Darüber hinaus darf man den wohltuenden ganzheitlichen Einfluss des natürlichen, temperierten Wassers auf Leib, Seele und Geist nicht unterschätzen. Zum besseren Verständnis dieses komplexen Wirkungsgeschehens auf den menschlichen Organismus durch die Therapie mit Thermalwasser in ihren verschiedenen Anwendungsformen sollen die fünf wesentlichen Prinzipien herausgestellt werden:

1. Körper und Seele werden durch die Wärme entspannt.

2. Die Durchblutung der Haut, Muskeln, Gelenke und inneren Organe wird durch warmes mineralhaltiges Wasser günstig beeinflusst.

3. Die Wärme beruhigt das periphere und zentrale Nervensystem und lindert Schmerzen.

4. Das hormonale System wird günstig stimuliert. Das bedeutet vermehrte Produktion von körpereigenen Drogen wie Endorphin, Kortison und anderen Hormonen, die Entzündungen und Schmerzen hemmen.

5. Der Auftrieb des Thermalbades lässt eine schmerzfreiere Bewegung zu, wodurch die Rehabilitation erleichtert wird.


Historischer Rückblick
Eine kaum anzuzweifelnde Bestätigung für das hohe positive gesundheitliche Wirken der Therapie mit Heilwässern bietet ihre lange historische Tradition als eine Art von Urmedizin. Bereits seit grauer Vorzeit hat der Mensch zu seinem leiblichen und seelischen Wohlbefinden in natürlichem Quellwasser gebadet. Spätestens in der älteren und jüngeren Steinzeit ist wohl weniger intuitiv sondern mehr empirisch die ganzheitliche Heilwirkung der Mineral- und Thermalquellen erkannt worden. Ihre Gesundheit fördernde Kraft ist seit uralten Zeiten von Mythen, Sagen und Legenden begleitet worden. Schließlich lag es seit den Hochkulturen mit ihren Priesterärzten und Wunddoktoren nahe, über die kultische Verehrung der mineralhaltigen, alkalischen und schwefeligen, der Erde entströmendem Wassern hinaus, sie auch rational zur Heilung und Linderung von Schmerzen, Schwellungen und Verhärtungen zu nutzen.

Der damalige Glaube, dass Krankheiten auf dem Einwirken und dem Eindringen von fremden Stoffen von außen in den menschlichen Organismus beruhen, die man als Fremdkörper wieder ausschwitzen oder sonst wie aus dem Körper entfernen muss, lässt mit Recht schon früh therapeutische Maßnahmen mit Hilfe von besonderen, warmen Quellwasser- und Moorbädern vermuten. Seit Anbeginn findet man die mit magischen Ritualen begleiteten Heilanwendungen häufig in der ärztlichen Tradition. Das Heilbad war ebenfalls ein Kultbad, in dem körperliche und seelische Gebrechen auch im Vertrauen auf höhere Mächte geheilt werden sollten. Eine solch mystische Aura hatten vor allem Orte, wo seit ewigen Zeiten in reichen Mengen natürliches Thermalwasser mit 75° Celsius und mehr aus der Erde sprudelt.

Im antiken Griechenland wachte Herakles, der Sohn des Zeus, über die Heilquellen. Auch in Mitteleuropa schützen Heilgötter die Thermalquellen. Ihre Heilquellen waren häufig heimischen und zugleich antiken Göttern wie etwa dem Gott Apollo geweiht.

Mit der Begründung der abendländischen Medizin durch das Wirken von Hippokrates und seiner Medizinschule um 400 vor Christus hat man allmählich versucht, den Heilnutzen der
Thermal- und Mineralquellen besser zu verstehen. Allerdings standen die Hippokratiker im alten Griechenland teilweise den medizinisch bedingten Anwendungen mit Thermalwasser noch zurückhaltend gegenüber. Dies ist insofern verwunderlich, weil sich die Sanatorien der Antike, seit altersher gern in der Nähe von solchen natürlichen Quellen angesiedelt haben, so dass die dortigen Ärzte ihr empirisches Wissen über die Heilwassertherapie mit spirituellen Heilverfahren verbinden konnten.

Als Beispiel dafür sehen Sie hier das Sanatorium von Thermi auf der griechischen Insel Lesvos, das über eigene Mineralquellen verfügt, aber auch nicht weit von heißen schwefelhaltigen Quellen iegt.

das alte Sanatorium - Kurhaus in Thermi - Lesvos,Lesbos,Mytilini

Altes Wissen
Doch erst mit dem Aufblühen der Heilkunde und ihrer Kultur nach dem zweiten Jahrhundert vor Christus versuchten die Ärzte, für die unterschiedlichsten Erkrankungen genaue Therapiepläne zu entwickeln. Seitdem ist die therapeutische Wirkung der warmen Quellen zu allen Zeiten im kulturellen und heilkundlichen Gedächtnis der Menschen geblieben. Doch ihre medizinische Anwendung hat von Epoche zu Epoche eine sehr unterschiedliche Akzeptanz erfahren. Wenn die Menschen auch schon früh aus Intuition und Erfahrung gelernt haben, dass warmes natürliches Wasser eine vielfältige heilende Wirkung entfalten kann, die vor allem die Beschwerden und die Schmerzen bei Gelenk- und Hautleiden günstig beeinflusst, so entwickelte sich doch eine wissenschaftliche Betrachtung darüber. Den Anfang machte der griechischrömische Arzt Asklepiades von Prusa (1. Jahrhundert vor Christus), der letzten Endes die systematische Anwendung von natürlichem Quellwasser in Form von Bädern und Trinkkuren in die medizinische Therapie eingeführt hat.

Die wohl erste öffentliche Thermalanstalt wurde von dem römischen Feldherrn Marcus Agrippa (63–12 v.Chr.), dem Schwager Caesars, im Jahre 33 vor Christus zum Allgemeinwohl aller Bürger errichtet. Von da an schufen die römischen Imperatoren zu ihrem Ruhm und zum Wohle ihres Volkes und Militärs in Rom sowie in dem von ihnen kolonisierten Weltreich aufwendige „Thermae Imperii Romani“. Von Aachen in Deutschland bis Pergamon und Ephesus in Kleinasien, von Bath in England bis Lesvos in Griechenland reichte der Bogen der römischen Bäder. Wenn es die geothermale Struktur des Ortes gestattete, machten sie sich mit Vorliebe die natürlichen warmen Heilquellen zunutze. Aber sie bauten ebenso gern mit hohem konstruktivem Aufwand riesige Gebäude für die Bäder, in denen Hunderte Gesundheit und Heilung suchende Bürger und Soldaten in hochtechnisierten Thermalanlagen mit repräsentativen Gebäuden Kuren konnten. Im Laufe der Kaiserzeit übertrumpften sich die römischen Herrscher von Nero (37–68 AD) bis Marc Aurel (121–180 AD) mit großzügigen Thermen, die als immer umfangreichere, aufwendigere Zweckbauten zu prächtigen medizinischen Gesundheitszentren und ebenfalls zu kulturellen Mittelpunkten der römischen Kaiserzeit wurden. Genaue chemische Analysen und Temperaturmessungen standen ebenso auf dem Programm, wie die Kontrolle des Therapieverlaufes. Aufgrund der wachsenden Kenntnisse über die chemischen Zusammensetzungen ihrer Heilquellen bildeten sich die meisten Badeorte zu spezifischen Gesundheitszentren heraus, in denen man sich schwerpunktmäßig auf die Bekämpfung bestimmter Leiden verlegte.

Heute auf Lesvos
Die heilsame, Schmerzen lindernde Wirkung der Thermalquellen, ihr ganzheitlicher Ansatz, der die moderne Körper & Geist-Therapie schon längst vorausgenommen hat, sollte sich bis heute durch ihre lange und erfolgreiche Tradition bewähren.
Weitere Informationen zu unseren Thermalkuren und Informationen zu den Thermalquellen auf Lesvos finden Sie hier >> Thermalwasser Lesvos