Griechischer Frühling


Griechenland hat Probleme. Von der Wiedereinführung der Drachmen, von einer Abwendung von Europa ist die Rede. Der bekannte Fernsehjournalist Stefan Kloss ist für den NDR nach Lesvos gereist und sagt: „Athen ist nicht Griechenland“!
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Alles muss jetzt gedeihen und wachsen. Für eine starke Zukunft Griechenlands
Seit einem Jahr wechseln sich die schlechten Nachrichten betreffend der Krise in Griechenland ab. Eine Demonstration jagt die andere. Streik folgt auf Streik. Die  Bilder verärgerten Griechen, die auf die Strasse gehen, sind in unseren inneren Bildern präsent. Die Metropole Athen ist aufgewühlt und problematisch. Ohne Zweifel! In jeder Grossstadt mit Millionen Einwohnern und vielen Ausländern ballen sich sowohl Krisen wie auch Probleme.
Tilemachos und die Krise
Grund genug um uns mit Tilemachos dem Tavernenwirt in Tavari zu unterhalten: Tilemachos hält sich verzweifelt die Hand vor die Stirn. «Wie soll es nur weitergehen?». Tilemachos ist 55 Jahre alt und arbeitet seit 45 Jahren jeden Tag. Manchmal bis zu 15 Stunden. Es gibt keine Freizeit und keine Ferien. Das kennt man nicht. Er lebt von den Touristen, die seine Heimat besuchen und im Winter erntet er Oliven. Er hat drei Kinder und sechs Enkel. Er hofft, dass seine Enkel eine gute Ausbildung bekommen, doch die kostet Geld. Bücher kosten doppelt so viel wie in der Schweiz. «Der Privatunterricht ist ein Muss, sonst werden sie gar keine Fremdsprachen lernen», sagt er. Tilemachos ist sauer!
«Man sollte die korrupten Männer alle einsperren. Sie haben unser Geld gestohlen. Warum sollen wir die Zeche zahlen? Und wovon»? Auch Lebensmittel sind zum Teil sehr teuer geworden. «Dann gibt es eben nur noch eigene Milch und eigenes Fleisch», meint er lächelnd. Den Humor hat er noch nicht verloren. Er schimpft über die Beamten. «Sie haben den Staat kaputt gemacht. Soviel Gehalt für so wenig Arbeit. Manche wurden bezahlt, ohne überhaupt anwesend zu sein», erzählt er. Und das für 14 Monatsgehälter und mehr. Nein, das alles kennt man auf Lesvos so nicht. Wenn er nicht arbeitet, gibt es auch kein Geld.
Zukunft Gast
Viel schlimmer sei aber die Berichterstattung im Ausland. Da wird nun von «den Griechen» gesprochen, die sich auf Kosten anderer bereichert haben. «Aber wer berichtet von uns? Wir arbeiten hart und sind immer gute Gastgeber gewesen.» Er versteht dass die Ausländer sauer sind, wenn es um Milliarden Kredite geht. Doch dann wirft er ein:«Wir wollten diese doch gar nicht!» Denn davon, da ist er überzeugt, werde der kleine Mann sowieso nichts sehen!
«Wir brauchen keine Kredite. Wir brauchen Touristen, damit wir weiterhin unser Einkommen haben. Dann feiern wir auch gerne wieder mit unseren Gästen, bei Ouzo und Lamm. Wie es schon immer war, als die Touristen noch unsere Gastfreundschaft zu schätzen wussten.»